Würfelhäuser

„Die Siedlung ist das Individuum, nicht das einzelne Gebäude.“

aus: ‚13 Würfelhäuser‘ von Cornelie Kraus-Mattmann Bauwelt 4/2003

„Bei sorgfältiger Ausführung - wie hier vorgefunden - waren unsere zunächst voreingenommen erdachten Bedenken fehl am Platz. Eine Erfahrung, die hier weitergegeben werden darf."

aus: Anmerkung der Redaktion ‚Im Prinzip Würfel', bauen mit holz 03/2004

Hintergrund und Entstehung

Durch die Überlassung des Wohnungsmarktes fast ausschließlich an Bauträger werden Wohnstandard und Ausführungsqualität zumeist nach unten auf vermeintliche Durchschnittsanforderungen nivelliert.

Die weit verbreitete verdichtete Einzelhausbebauung - die Reihenhausbebauung - wird dem Wunsch nach dem eigenen Haus, nicht jedoch anderen Qualitäten wie Belichtung von mehr als zwei Seiten, eigene geschützte Freiflächen, Ablesbarkeit des eigenen Zuhauses / der eigenen Wohnung oder dem Um-das-Haus-Herumlaufen-Können gerecht. Zudem birgt diese Bauform oftmals Probleme im Bereich des Schallschutzes und der ungestörten Benutzbarkeit der Garten-Freiflächen.

Als alternative Bebauungsform mit den genannten Qualitäten wurden die Würfelhäuser von den Architekten Jochen Gilbert, Gilbert & Holzapfel Freie Architekten, und Dagmar Zschocke, evaplan - Architektur + Stadtplanung, entwickelt.

Umsetzung und Realisierung

In einem Berliner Wettbewerb wurden die Würfelhäuser 1999 erstmals vorgestellt und mit einem 1. Preis ausgezeichnet. Bis zur ersten Realisierung in Karlsruhe vergingen mehrere Jahre.

Das Konzept der Würfelhäuser wurde 2002 von der Volkswohnung GmbH für das Gebiet Smiley-West in Karlsruhe als Bauträger aufgegriffen.

Die beiden Architekturbüros evaplan - Architektur und Stadtplanung und Gilbert + Holzapfel Freie Architekten schlossen sich im Vorfeld der Realisierung der Würfelhäuser in Karlsruhe mit dem Tragwerksplaner Prof. Seim + Partner und dem Planungsbüro Gebäudetechnik Horlacher zur Projektgemeinschaft Würfelhaus zusammen.

Die 13 Würfelhäuser im Baugebiet Smiley-West in Karlsruhe wurden 2003 fertig gestellt.

Siedlungsbaustein und anspruchsvoller Städtebau

Die Innovation der Würfelhäuser besteht in ihrer prägnanten städtebaulichen Anordnung, der gestalterischen Qualität des Hauses und der typisierten Bauweise. Die Würfelhäuser leisten einen Beitrag zum individuellen Bauen und erfüllen gleichzeitig die Anforderungen an einen anspruchsvollen Städtebau.

Mit den Würfelhäusern wird ein Haustyp mit den Vorteilen eines Einzelhauses auf der Grundstücksfläche und der Wirtschaftlichkeit eines Reihenhauses angeboten, den es auf dem Wohnungsmarkt bis dato nicht gab.

Die Würfelhäuser stellen damit einen neuartigen Siedlungsbaustein dar, der räumlich hohe Qualitäten aufweist. An jeder Stelle ergibt sich ein sehr unterschiedliches und in der Gesamtheit vielseitiges Bild.

Durch das Instrument der Flächenbaulast entfallen die ansonsten bei freistehenden Einfamilienhäusern notwendigen Abstandsflächen. Durch die versetzte Bauweise entsteht ein gelungenes Gleichgewicht von nachbarschaftlichem Miteinander und individuellen Wohn- und Freibereichen.

Qualitätvolles Bauen und Typisierung

Das Haus selbst ist ein gestalterisch ambitioniertes Einzelhaus. Die Elemente Über-Eck-laufende-Fensterbänder, Flachdach, Dachterrasse und die kubische Formensprache greifen Stilmittel der klassischen Moderne auf. Besondere Qualitätsmerkmale sind die gute Belichtung der Räume und die große Dachterrasse.

Das Haus selbst wurde intensiv und sorgfältig im Hinblick auf Nutzungs- und Objektqualitäten optimiert. An der, den zwei Hauptbelichtungsseiten abgewandten Ecke werden Treppe und vertikaler Leitungsschacht angeordnet. Die darüber hinausgehende Innenaufteilung ist variabel. Den zukünftigen Bewohnern wurden Standardgrundriss und alternative Grundrissmöglichkeiten in katalogisierter Darstellung angeboten.

Kubatur, Tragstruktur und Fassaden wurden festgelegt, um die Kostenvorteile einer seriellen Herstellung zu wahren.

Holzbau und Tragstruktur

Die Würfelhäuser weisen eine Seitenlänge von 8,25 m x 8,25 m und eine Höhe von ca. 8,5 m aus.

Der Wandaufbau der Holzrahmenelemente besteht aus Holzständern (16/6, 16/12 bzw. 16/16 cm), einer inneren OSB-Platte zur aussteifenden Beplankung, einer DWD-Platte als äußeren Beplankung und einer hinterlüfteten Fassade aus Dreischichtplatten. Die innenseitige Installationsebene wird zweilagig mit Gipskartonplatten abgeschlossen. Die Wände sind dampfdiffusionsoffen ausgebildet. Die Decken bestehen aus Brettstapeldecken (12 cm) und einer BFU-Platte zur Aussteifung.

Die statische Lastabtragung erfolgt über die Außenwände, sowie einer tragenden Stahlkonstruktion in der Mitte des Hauses, bestehend aus einem Stahlträger als deckengleicher Unterzug und zwei Stahlstützen.

Elementierung und serielle Fertigung

Die Errichtung von mehreren, äußerlich gleichen Häusern stellte einen wichtigen Beitrag zur Kostenreduzierung dar. Durch Vorfertigung und Elementierung wurde eine hohe Fertigungseffizienz erreicht und die Bauzeit verkürzt. Der Holzbau hat sich dabei als präzise, gut vorplanbare und kalkulierbare Bauweise bewiesen.

Die Ausführungsqualität wurde durch eine witterungsunabhängige Vorproduktion im Werk gesichert. Die geschosshohen, vorgefertigten Wandelemente wurden mit bereits vormontierten Fassadenplatten angeliefert und mit einem Autokran montiert. Auf ein Gerüst konnte verzichtet werden. Die Montagezeit für den Holzbau betrug wenige Tage.

Baujahr 2003

Standort Karlsruhe, Smiley West

Bauherr Volkswohnung GmbH

Planung Projektgemeinschaft mit evaplan - Architektur + Stadtplanung

Auszeichnungen

  • Beispielhaftes Bauen Stadt Karlsruhe 1995 - 2005
  • Auszeichnung Guter Bauten 2005
  • Holzbaupreis Baden-Württemberg 2006
  • Mitauszeichnung beim Deutschen Bauherrenpreis 2006 (Neubau) für Smiley-West Karlsruhe